zurück zur Übersicht
 
   
Home
Bestellen
a Luftschlangen
Erhältlich in Geschäften
Darum
   
Bilder-Pool
 
 

DARUM

Der neue Gefährte auf dem Schreibtisch: DAILY JOKER versammelt Fotografien urbaner Muster und Objekte und verbreitet sie kleinformatig in monatsunabhängigen Kalendern. Für Menschen, die stets wissen, in welchem Jahr sie sich befinden, die ebenso das Monat kennen und den Wochentag, doch beim Datum bisweilen unsicher sind. Der Kalender ist zuverlässig durchnumeriert und gibt dem täglichen Bedürfnis nach Datumssicherheit die Chance. Die 31 Seiten sind mit Bild und Zahl versehen, der Orts-Index gibt lokale Orientierung und der Aufsteller, an dem der Kalender lose und abnehmbar hängt, erlaubt Mobilität und spielerisches Blättern. Tage wie der 31ste, der aus kosmischen Gründen nicht jedes Monatsende erreicht, haben Joker-Funktion und können überblättert werden. Zum Monatsende wird - Stichwort Datumssicherheit - der Kalender umso mehr zur spannenden Herausforderung.

Neben der kalendarischen Struktur ist der Galeriecharakter zentral. Die Bilder dienen der potenziell ganztägigen Anschauung, denn sie stehen dauerhaft zum Genuss bereit. Indem die Kamera sehr nah an den Objekte war, um die Muster in ihrer Ausschließlichkeit und Tiefe zu fassen, gerät der Betrachter auf eine Tiefenstruktur urbaner Subversivität, die in der alltäglichen Flüchtigkeit kaum erfahrbar ist. Beiläufig sind uns die Objekte zwar vertraut, doch erst das konservierte Sichtbarmachen der peripheren Zeichen führt zum Unbewußten des Urbanen. Vom Weitblick befreit ist der Blick mitten drin. Er kann nicht aus, denn das Darüberhinaus gibt es nicht - jedenfalls nicht im Bild. So folgen die Fotografien der psychedelischen Mikrosphäre der Stadt.

BERLIN WALLS versammelt den modernen Stuck Berlins: Filigrane Fertigbau-Fassaden, scharfkantige Gebäudeumrahmungselemente, markante Muster und stadttypische Ornamente. Die Betonstanzungen, Zier- und Verkleidungselemente an den Außenwandplatten der Gebäude der letzten Jahrzehnte prägen Berlin allerorts. Zur visuellen Erbauung als Schmuck angebracht, sind sie in der Wucht des Baulichen oft nur Beiwerk und werden entsprechend marginal wahrgenommen, doch halten das architektonisch Urbane visuell zusammen: ein Flickwerk ästhetischer Zweckmäßigkeit im Geschmack höchst unterschiedlicher Niveaus. Viel Beton, der ostseits neokonstruktivistisch grüßt, viel serielles Rankwerk, das auch westwärts auf die Einfachheit des Berliner Daseins zu verweisen scheint. Nicht die frohen Orientalismen, allerorts vor allem ein Fest des Vierecks.

Gab es im Nachkriegsberlin Prämien, den Stuck von den Fassaden zu klopfen, um sich symbolisch des Preußentums zu entledigen - später gab es Prämien, ihn wieder dranzukleben, so setzte sich in Ost wie West das Motto durch ´je geringer der aufrüttelnde Reiz, desto freier der Geist´. Stuck hat sich endgültig erledigt und die ihm nachfolgenden Ortsverschönerungsstrategien verlagerten sich aufs Bedürfnis nach Reibungslosigkeit. Die reine Funktion und die Utopie des Minimalismus herrschen bis heute vor. Nicht die Natur - und deren Muster - ist groß, sondern der frohe Kleingeist des Schlichten. Es wirkt rührig und bisweilen wie Posse. Die optischen Reusen wider den Kunstsinn erfahren in der Skurrilität der Wohnmöbelzusätze einen hohen Reiz, wenn sie, versammelt, Epochen begreifen lassen und Rückschlüsse auf den Geist der Erbauer wie Bewohner geben: Zeitgeist als Insignie an der Wand. Die Muster und Wände sind die atmende Haut der Stadt, sie geben im Spiegel der Aktualität Zeugnis der Geschichte. Die Fassaden im Alltag wahrzunehmen heißt der Stadt näher zu sein. Die Objekte zu erhalten ist Körperpflege.

BERLIN WALLS versteht sich als Beitrag, die Vielfalt sich immer aufs Neue toppender Modelle wahrzunehmen. Viele Objekte sind vernachlässigt. Nummer 14 war die reinste Ausgrabung: Die Installation aus Beton und Keramik der am Kino International startenden, dörflichen Promenade der Schillingstrasse modert zwischen Mülltonne und Gebüsch. Das Gemäuer gebührt einem Museum, doch sind die meterhohen Kegel teils porös und zerbrochen. Auf also, mit Plaste und Elaste, zum Sonntagsausflug!

Die versammelten Delikatessen, mal starr im Quadrat, mal wellenförmig gegossen, mal mit Funktion ausgestattet oder spontan und illegal installiert, zeigen die kulturidentische Vielfalt Berlins: Viele (1, 2, 8, 15) liegen zwischen Museums- und Fischerinsel in jener Mitte der Stadt, die leipzigerstraßendominant und kreuzbergnah durch Plattenburgen von ehemaliger Stadtrandbebauung zeugt. Man staune: No. 9 ist kein Simulakrum von Hammer und Sichel, sondern Weddinger Original. Die Westplatte feiert in sensationellen Balkonverzierungen (17) das metallic Markante der Moderne. Intarsienarbeiten in Keramik (6) und die brachiale Kraft der Betonleidenschaft an der Gedächtniskirche (4 & 7) werfen die Frage auf, ob sich Architekten als Künstler verstehen (müssen).

Die Klassiker an ostdeutschen Kitas (10 & 26) sind in der Belforter Strasse (Prenzl. Berg) bereits entsorgt, an anderen Standorten aber noch erhalten. Weitere Klassiker sind das ebenfalls nicht mehr existente Muster am Alex-Kaufhof (28) und der Palast der Republik in der Rückbauphase (19). Nur im Ostteil befinden sich die Gasheizungsentlüfter (13, 18 & 25), denen Sonderausstellungen gebühren sollten. Die Mauer darf dabei sein (22), Graffity (24 & 30), Plakatkunst (11) und Farb-Aktionismus (21) müssen nicht stören. Die Stuck-Ära ist durch den Französischen Dom vertreten (16), es gibt Waldnähe (23), den Mittelalterlook eines Kircheneingangsportals (12), und die Kachelarbeiten mit individuell gestalteter Musterlogik (27), die davon zeugen, dass Wandschmuck einst Handarbeit war.

Auch gibt es Wunder: Das Eingangstor Unter den Linden (3) steht noch heute! Keine Ahnung, ob die Leuchtbirne noch funktioniert. Gleich nebenan eine selten anzutreffende Treppenhausverkleidung (20), die in Schießschartenpoesie haushoch die Wand bedeckt. In seiner visuellen Wucht erinnert das Kunstmonster am Haus des Reisens (29) an Großraumufos, und das Zuguterletzt-Bild, eine Rankhilfe (31) steht ein für die Biederheit des praktischen Wohndekors. Je näher der Blick, desto intensiver die Wahrheit : Selbst rostige Rauchabzüge (5) tragen zur Verschönerung der Stadt bei.

Viele der Prachtexemplare wurden bei berlintypischem Sonnenscheinloslicht eingefangen. Grau ist die Kür. Einige der Formsteine sollte man als Tapete vertreiben. Die Kubismen in Fertigbauproduktion müssten offiziell zu Denkmalen avancieren. Dazu aber sind sie kollektiv wahrzunehmen und zu schätzen. Eine Retro-Vision stünde den Objekten nicht schlecht, unter Kultverdacht aber stehen sie allemal. - Auf die Berliner Wände!

BERLIN WALLS ist die erste Edition von Daily Joker. Prototypen der zweiten Edition hängen bereits im Labor. Jetzt aber erst mal ran: Berlin Walls kaufen!!!

 

 
    Impressum zurück